In den „Textilfunden aus der Siedlung und den Gräbern von
Haithabu“ (Prof.Dr.I.Hägg, 1991) gibt es ein umfangreiches Kapitel zu den
technischen Merkmalen der Haithabu-Textilien. Dazu gehört auch eine Auflistung der Garnstärken von den Schuss- und
Kettfäden verschiedener Gewebe:
Beispiele zur Tuchbindung:
Fragment S
19A-D (Pumphose): Kette 0,25
mm / Schuss 0,35 mm (sehr feines Gewebe)
Fragment S 12a (Hemd/Tunika): Kette 0,6 mm / Schuss 0,95 mm
(grobes Gewebe)
Beispiele zum Gleichgratköper 2/2:
Fragment S
27A-D (Obertunika): Kette 0,6
mm / Schuss 0,7 mm (sehr feines Gewebe)
Fragment S 28 (Klappenrock): Kette 0,6 mm / Schuss 0,9 mm
(feines Gewebe)
Beispiel zu Gleichgratköper ½
Fragment S 46 (Besatzteil): Kette 1,5 mm / Schuss
3,6 mm (grobes Gewebe)
Beispiel zum Rautenköper
Fragment S
24 (Wickelband): Kette
0,4 mm / Schuss 0,35 mm (sehr feines Gewebe)
Nach dem
Erwerb einer normalen Schülerhandspindel (Wirtel & Stab aus Buchenholz) kam
die Frage auf: Welche Garnstärken bekommt man damit hin? Und hier das Ergebnis:
Mit etwas
Übung und Geschick bekommt man einfach gesponnene Fäden unter 1 mm Fadenstärke
hin (A-C). Die Fäden sind allerdings noch nicht verzwirnt, was aber teilweise
notwendig für die Weiterverarbeitung ist. Dadurch wird jedoch die Fadenstärke
verdoppelt und A-C entsprächen damit lediglich den Garnen der mittelfeinen bis
sehr groben Geweben. Zum Weben als Schussfaden dürften sich alle gesponnen Fäden eignen, selbst unverzwirnt.
Die nächsten Versuche zum Spinnen mit der Handspindel werden mit verschiedenen Spinnwirteln gemacht. Die altthüringer Dame hat einen Spinnwirtel (?) aus Kalkstein und einen aus Glas in ihrem Grab. Die Haithabu-Dame bekommt einen aus Knochen und einen aus Ton. Ich bin gespannt, welche Auswirkungen die unterschiedlichen Wirtelgewichte auf die Fadenstärke haben.
Für jene, die das Spinnen mit der Handspindel auch einmal versuchen wollen, empfehle ich diese Anleitung bei Youtube: Spinnen mit der Handspindel
.
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