Montag, 30. Juni 2014

Eitopf

Es gibt neue Kochkeramik für den eigenen Hausstand! Diesmal ein Eitopf. Vorlage für diesen schönen Topf ist der Gefäßfund Hb 33/T1,1/W0,9/N146,32. Eitöpfe unterscheiden sich von Kugeltöpfen eigentlich in nichts - außer ihrer Form. Sie sind aus braunschwarzem Ton, mittel bis grob gemagert. Die Brennqualität ist auch nicht die beste. Gefunden wurden Eitöpfe im Haithabu-Bach vor allem in den älteren Schichten. Eitöpfe sind somit bisher nur für die frühe Besiedlungsphase belegt (vor 900) und wurden dann von den Kugeltöpfen abgelöst.(Vgl.: Hübener, W.: Die Keramik von Haithabu, Neumünster 1959. S. 21/ Tafel 1,8)

Ich freue mich auf den ersten Eintopf im Eitopf.










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Freitag, 27. Juni 2014

Die Kapuze aus Haithabu



In den Textilfunden aus der Siedlung und den Gräbern von Haithabu wird das Fragment S3 als Kopfbedeckung  beschrieben. (Hägg, I.: Textilfunde aus der Siedlung und aus den Gräbern von Haithabu. Neumünster 1991. S.55.)  Es handelt sich dabei um einen derzeit umstrittenen „Fetzen“. Die Diskussion, ob Fragment S3 eine Kopfbedeckung oder eine Hose oder etwas gänzlich anderes ist, möchte ich hier nicht weiter verfolgen. Sollte sich in neuerer Zeit herausstellen, dass Fragment S3 doch keine Kopfbedeckung ist, wird das Kleidungsstück ausgemustert. Ich möchte auch darauf hinweisen, dass ich dieses Schnittmuster nicht als eine Rekonstruktion ansehe, weil es zu viele nicht belegbare Eigenkreationen enthält. Es ist ein Schnittmuter der Haithabu-Kapuze, wo die gefunden Fragmente irgendmöglich untergebracht wurden.

Schnittmuster Haithabu-Kapuze



Der richtige Stoff

Das Fragment S3 war aus einem dunkelbraunen Wollstoff in Gleichgratköper (2/2). Beim Nachnähen mit den im Fund angegebenen Maßen sollte unbedingt ein dehnbarer Stoff in Köperbindung ausgewählt werden. Warum? Die Kapuze ist sehr eng und ohne die Dehnbarkeit passt der Kopf nicht durch den Engpass am Hals. Damit sich der Stoff in die richtige Richtung dehnt, muss der Fadenverlauf beim Zuschneiden beachtet werden.

Die textilen Ergänzungen


Die Ergänzungen entstanden teilweise durch die spontane Verlängerung vorhandener Linien. So ist zum Beispiel die Länge des Zipfels entstanden. Die genaue Länge wird, wie es auch Frau Hägg im Fundbericht schreibt, nie zu ermitteln sein. Für die vorderen zwei Dreiecke habe ich mir die Skjoldehamn-Gugel (Norwegen, 11. Jahrhundert – leider samischer Kulturkreis) zum Vorbild genommen, die sehr funktional und stoffsparend im Schnitt ist. Der Schnitt basiert hauptsächlich auf Rechtecken und Dreicken. Die Haithabu-Kapuze ist rundherum abgerissen, sodass sie durchaus länger gewesen sein könnte. Die noch vorhandenen Maße, lassen die Kapuze bis knapp über die Schultern fallen.

Das Teilstück c

Eigentlich ist das Teilstück c ziemlich überflüssig. Im Fundbericht wird sogar vermutet, dass es sich um ein (nachträglich?) eingesetztes Keilstück zur Erweiterung der Kapuze handelte oder einen Flicken. Begründet wird diese Hypothese durch ein anderes Nähgarn bei den vorhandenen Nähten (pflanzliches Nähgarn?). In meiner Umsetzung der Kapuze liegt das Teilstück c ungefähr bei den Schulterblättern. Trägt man etwas über der Schulter, wird diese Stelle immer und immer wieder gescheuert. 

Garn und Naht

Die wenigen erhaltenen Nähte zeigen Reste von Überwendstichen. Als Garn wurden sowohl Wollzwirne als auch vermutlich pflanzliche Garne verwendet. Auch hier die Vermutung, dass die Kapuze mehrmals ausgebessert wurde. Auf eine lange Tragezeit weißt nach Frau Hägg der stark verschlissene Stoff am Scheitel hin.







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Sonntag, 22. Juni 2014

Kugelkanne

Die Kugelkannen aus Haithabu

Die Form der Kugelkannen taucht in Haithabu im 9. Jahrhundert auf, der Ursprung dieser Gefäßform ist unegklärt. Die Kugelkanne wird nach Herrn Baume als "echter Kugeltopf mit einer dicht unter dem Hals liegenden, zur Mündung hin spitz zulaufenden Tülle und einem ihr gegenüberliegenden, den Rand mit der oberen 'Schulter' verbindenden breiten Henkel" definiert. (Baume: In: Hübener, W.: Die Keramik von Haithabu, S.23. Neumünster 1959)

Die Fundlage

Der Henkel geht aus dem Rand hervor und hat eine Breite von 2,5cm bis 4cm. In der Mitte kann er dünner sein als am Ansatz. Die Dicke beträgt durchschnittlich um die 2,5cm. Auf dem Henkelrücken befindet sich eine mehr oder weniger stark ausgeprägte, senkrechte Furche. 
Die Tülle ist am Ansatz um die 5cm breit, die Mündung beträgt ca. 2,5cm. Die Ausgusslochsweite liegt zwischem 1cm und 2,5cm. Die Tülle ist leicht schräg nach oben gerichtet und wird horizontal abgeschnitten.

aus: Hübener, W.: Die Keramik aus Haithabu. Anhang, Tafel 2.
 Meine Kugelkanne

Kugelkannen sind eng verwandt mit den Kugeltöpfen. Da diese keiner bestimmten Größe unterliegen, habe ich die Größe meiner Kugelkanne meinen Bedürfnissen angepasst. Daraufhin abgestimmt wurde die Henkelbreite und die Tülle. Die Kugelkanne hat eine Volumen von 1,2 Litern.



Anmerkung

Der Kannenrand entspricht noch nicht ganz den Rändern aus der frühen Besiedlungsphase. Die Tülle ist außerdem etwas zu lang. Nach Fund müsste sie etwas gedrungener sein.





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Montag, 16. Juni 2014

Spindel voll

Vor einigen Tagen war meine Handspindel voll. Ich möchte das Garn als Schussfaden für mein Gewebe benutzen, sodass ich mir ein Verzwirnen spare. Trotzdem benötige ich einen Arbeitsgang, der das Garn daran hindert, mit sich selbst zu verzwirnen. Deswegen habe ich das Wollgarn auf ein Brett gewickelt und dieses in ca. 60 °C warmes Wasser gelegt und dort belassen, bis das Wasser fast abgekühlt war. Das gewünschte Ergebnis trat teilweise ein. Mein stark versponnener Anfangsfaden verzwirnt sich auch weiterhin von selbst - allerdings nicht mehr so stark wie vorher. Die zweite, feiner versponnene Hälfte zeigt das gewünschte Ergebnis: Keine eigenständige Verzwirnung.

stark versponner Anfangsfaden (links) - feiner versponnener Faden (rechts)


Mit 100 g Rohwolle, kann man sich ein beachtliches Wollknäul erspinnen. Ich bin begeistert.






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Donnerstag, 5. Juni 2014

Merowingische Bügelfibel

Um dem Blogtitel gerecht zu werden, ist es an der Zeit, einen Blick auf meine Altthüringerin zu werfen:

Es handelt sich um eine wohlhabende (in Abstufung zu "sehr wohlhabende", "reiche" und "fürstliche") Frau, die am (wahrscheinlich) östlichsten Rand des einstigen Thüringerreiches im mittleren Saaletal lebte. Ihr Grab liegt im heutigen Burgau, ein Ortsteil von Jena. Die nächst größere, gut untersuchte altthüringer Fundstätte ist Weimar in 20 km Entfernung. Das Grab selbst wird ca. auf das Jahr 525 n. Chr. datiert - also in die Blütezeit des Thüringerreiches. "Typisch thüringisch" war an der Dame nur die mitgegebene Keramik. Alles andere war "typisch merowingisch" - so, wie es auch bei den Alamannen, Bajuwaren oder Franken vorkommt.

Ein Beispiel sind die merowingischen, fünfknöpfigen Bügelfibeln mit halbrunder Kopfplatte und gleichbreiten bis trapezförmiger Fußplatte (vgl. Hansen, C.M.: Frauengräber im Thüringerreich. 2004). Vergleichsfunde gibt es u.a. aus Ammern, Erfurt-Gispersleben, Weimar, Wernsdorf, Bilzingsleben, Bad Kreuznach, Gelchsheim, Mainz und Straubing. Interessantes Detail: Fibeln dieses Typs (bis auf ein Fund in Weimar), kommen in Mitteldeutschland nur in Zusammenhang mit einer Dreifibeltracht vor.

Da das Grabinventar aus Burgau in den Archiven der Jenarer Universität liegt, ist es nicht so schnell einsehbar. Deswegen sehe ich es als besonderes Glück an, bei einem Ausflug nach Oxford über eine Fibel gleichen Typs zu stoßen.

linkes Bild aus: Schmidt, B.: Die späte Völkerwanderungszeit in Mitteldeutschland (Süddteil). Tafel 103. Berlin 1970.

Das Original der merowingischen Bügelfibeln aus Burgau ist aus Bronze. Für den Nachguss wurde ein Bienenwachsmodell angefertigt. Jetzt fehlt nur noch ein geeigneter Bronzegießer für dieses Projekt.

Bienenwachsmodell der merowingischen Bügelfibel auf Burgau, Grab 1. Eine größere Ansicht gibts beim Anklicken.





Dienstag, 3. Juni 2014

Projekt Sachsenzelt V

Der letzte Schritt ist getan: Das Gestänge ist fertig. Die Firststange ist 2,70 m lang und die zwei tragenden Stützstangen bekamen eine Höhe von 3,50 m.

EINWEIHUNG

Das Einweihungslager war Neustadt Glewe - natürlich bei strahlendem Sonnenschein, kaum Wind und überhaupt gar keinem Regen. Gerade ein Regenschauer am Samstag hätte mich sehr gefreut, um die Dichtigkeit des Leinens zu testen. Im Vergleich zu den herkömmlichen Sachsenzelten ragt das meinige doch um ettliche Zentimeter heraus. Aber wenigstens findet man so sein Lager schnell wieder. Innen ist das Zelt ein wahres Raumwunder. 6 Meter in der Länger und 4 Meter in der Breite. An Zeltausstattung kann also noch einiges dazukommen.



Fehlplanungen:
Eine Fehlplanung sind auf jeden Fall beim Zuschnitt die kleinen Dreiecke (rot eingefärbt) an der Basis der großen Dreiecke. Dadurch fehlt dem Zelt an einigen Stellen die richtige Spannung, was dieser Zeltart jedoch erst die nötige Standsicherheit bei Wind und Wetter verleiht. Hier muss unbedingt noch nachgearbeitet werden.







Projekt Sachsenzelt IV

Die Plane ist fertig. Juhu!



Zeit, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen - zum Beispiel mit den Heringen. Tatsächlich gibt es einige, als Heringe interpretierte, Holzfunde in Haithabu und in Fedderseen Wierde (Sachsendorf im 5. Jahrhundert). Der Haithabu-Hering ist 21,9 cm lang, an seiner dicksten Stelle 3 cm breit und aus Fichtenholz geschnitzt.

aus: Westphal, F.: Die Holzfunde von Haithabu. S.75 (Ausgrabungen in Haithabu Bd.11)


Meine nachgearbeiteten Heringe sind 22cm lang, 2,7 cm breit und ebenfalls aus Fichtenholz. Um die Haltbarkeit zu erhöhen, werden die Heringe mit Leinöl impregniert. Im Gebrauch weisen sie allerdings einen entscheidenden Nachteil auf: Der Kopf zersplittert beim Einschlagen mit einem Hammer sehr schnell. Allerdings muss man sagen, dass die Heringe, die beim ersten Mal nicht gesplittert sind, auch das zweite Mal nicht splittern. Trotzdem werde ich, wenn ich die Holzheringe ohnehin ersetzen muss, nach und nach auf Hartholz umsteigen.
Ein Dankeschön geht hier an Fjornir von frjals-folk, der die meisten der Heringe für mich schnitze.

Aus Sicherheitsgründen werden jeweils zwei Heringe für die Apsis vorne und hinten, sowie für die Längsseiten aus Eisen und wesentlich länger sein. Auch die Sturmabspannung erhält Eisenheringe.





Projekt Sachsenzelt III

Das Nähen schreitet voran und langsam wird deutlich: Sollte dieses Zelt jemals reißen, dann nicht an den Nähten, sondern irgendwo im Stoff. Die Naht ist eine doppelte Kappnaht wie sie heute zum Zeltnähen verwendet wird. Kappnähte (doppelt und einfach) sind in den Textilfunden aus Haithabu vorhanden, also bekannt. Ob sie an Zelten und Planen verwendet wurden, ist natürlich nicht nachweisbar - bis ein Segel oder eine Zeltplane gefunden wird.

Innenseite                                       Außenseite


Doppelte Kappnaht - So geht es!