Freitag, 27. Juni 2014

Die Kapuze aus Haithabu



In den Textilfunden aus der Siedlung und den Gräbern von Haithabu wird das Fragment S3 als Kopfbedeckung  beschrieben. (Hägg, I.: Textilfunde aus der Siedlung und aus den Gräbern von Haithabu. Neumünster 1991. S.55.)  Es handelt sich dabei um einen derzeit umstrittenen „Fetzen“. Die Diskussion, ob Fragment S3 eine Kopfbedeckung oder eine Hose oder etwas gänzlich anderes ist, möchte ich hier nicht weiter verfolgen. Sollte sich in neuerer Zeit herausstellen, dass Fragment S3 doch keine Kopfbedeckung ist, wird das Kleidungsstück ausgemustert. Ich möchte auch darauf hinweisen, dass ich dieses Schnittmuster nicht als eine Rekonstruktion ansehe, weil es zu viele nicht belegbare Eigenkreationen enthält. Es ist ein Schnittmuter der Haithabu-Kapuze, wo die gefunden Fragmente irgendmöglich untergebracht wurden.

Schnittmuster Haithabu-Kapuze



Der richtige Stoff

Das Fragment S3 war aus einem dunkelbraunen Wollstoff in Gleichgratköper (2/2). Beim Nachnähen mit den im Fund angegebenen Maßen sollte unbedingt ein dehnbarer Stoff in Köperbindung ausgewählt werden. Warum? Die Kapuze ist sehr eng und ohne die Dehnbarkeit passt der Kopf nicht durch den Engpass am Hals. Damit sich der Stoff in die richtige Richtung dehnt, muss der Fadenverlauf beim Zuschneiden beachtet werden.

Die textilen Ergänzungen


Die Ergänzungen entstanden teilweise durch die spontane Verlängerung vorhandener Linien. So ist zum Beispiel die Länge des Zipfels entstanden. Die genaue Länge wird, wie es auch Frau Hägg im Fundbericht schreibt, nie zu ermitteln sein. Für die vorderen zwei Dreiecke habe ich mir die Skjoldehamn-Gugel (Norwegen, 11. Jahrhundert – leider samischer Kulturkreis) zum Vorbild genommen, die sehr funktional und stoffsparend im Schnitt ist. Der Schnitt basiert hauptsächlich auf Rechtecken und Dreicken. Die Haithabu-Kapuze ist rundherum abgerissen, sodass sie durchaus länger gewesen sein könnte. Die noch vorhandenen Maße, lassen die Kapuze bis knapp über die Schultern fallen.

Das Teilstück c

Eigentlich ist das Teilstück c ziemlich überflüssig. Im Fundbericht wird sogar vermutet, dass es sich um ein (nachträglich?) eingesetztes Keilstück zur Erweiterung der Kapuze handelte oder einen Flicken. Begründet wird diese Hypothese durch ein anderes Nähgarn bei den vorhandenen Nähten (pflanzliches Nähgarn?). In meiner Umsetzung der Kapuze liegt das Teilstück c ungefähr bei den Schulterblättern. Trägt man etwas über der Schulter, wird diese Stelle immer und immer wieder gescheuert. 

Garn und Naht

Die wenigen erhaltenen Nähte zeigen Reste von Überwendstichen. Als Garn wurden sowohl Wollzwirne als auch vermutlich pflanzliche Garne verwendet. Auch hier die Vermutung, dass die Kapuze mehrmals ausgebessert wurde. Auf eine lange Tragezeit weißt nach Frau Hägg der stark verschlissene Stoff am Scheitel hin.







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