Donnerstag, 5. Juni 2014

Merowingische Bügelfibel

Um dem Blogtitel gerecht zu werden, ist es an der Zeit, einen Blick auf meine Altthüringerin zu werfen:

Es handelt sich um eine wohlhabende (in Abstufung zu "sehr wohlhabende", "reiche" und "fürstliche") Frau, die am (wahrscheinlich) östlichsten Rand des einstigen Thüringerreiches im mittleren Saaletal lebte. Ihr Grab liegt im heutigen Burgau, ein Ortsteil von Jena. Die nächst größere, gut untersuchte altthüringer Fundstätte ist Weimar in 20 km Entfernung. Das Grab selbst wird ca. auf das Jahr 525 n. Chr. datiert - also in die Blütezeit des Thüringerreiches. "Typisch thüringisch" war an der Dame nur die mitgegebene Keramik. Alles andere war "typisch merowingisch" - so, wie es auch bei den Alamannen, Bajuwaren oder Franken vorkommt.

Ein Beispiel sind die merowingischen, fünfknöpfigen Bügelfibeln mit halbrunder Kopfplatte und gleichbreiten bis trapezförmiger Fußplatte (vgl. Hansen, C.M.: Frauengräber im Thüringerreich. 2004). Vergleichsfunde gibt es u.a. aus Ammern, Erfurt-Gispersleben, Weimar, Wernsdorf, Bilzingsleben, Bad Kreuznach, Gelchsheim, Mainz und Straubing. Interessantes Detail: Fibeln dieses Typs (bis auf ein Fund in Weimar), kommen in Mitteldeutschland nur in Zusammenhang mit einer Dreifibeltracht vor.

Da das Grabinventar aus Burgau in den Archiven der Jenarer Universität liegt, ist es nicht so schnell einsehbar. Deswegen sehe ich es als besonderes Glück an, bei einem Ausflug nach Oxford über eine Fibel gleichen Typs zu stoßen.

linkes Bild aus: Schmidt, B.: Die späte Völkerwanderungszeit in Mitteldeutschland (Süddteil). Tafel 103. Berlin 1970.

Das Original der merowingischen Bügelfibeln aus Burgau ist aus Bronze. Für den Nachguss wurde ein Bienenwachsmodell angefertigt. Jetzt fehlt nur noch ein geeigneter Bronzegießer für dieses Projekt.

Bienenwachsmodell der merowingischen Bügelfibel auf Burgau, Grab 1. Eine größere Ansicht gibts beim Anklicken.





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